Lexikon der Stilkunde im Tischlerhandwerk
A
Akanthusblatt
Ein stilisiertes Pflanzenornament, das besonders im Barock und Rokoko häufig als Schnitzerei verwendet wurde.
Art Déco
Kunstrichtung der 1920er und 1930er Jahre, gekennzeichnet durch geometrische Formen, klare Linien und dekorative Elemente. Möbel dieser Epoche sind oft aus edlen Hölzern gefertigt und mit Intarsien oder Metallapplikationen verziert.
Arts and Crafts
Eine Bewegung Ende des 19. Jahrhunderts, die handwerkliche Qualität und ehrliche Konstruktion betonte. Möbel im Arts-and-Crafts-Stil sind oft robust, aus massivem Holz und mit sichtbaren Verbindungen.
B
Barock
Kunstepoche (ca. 1600-1750), gekennzeichnet durch üppige Ornamentik, geschwungene Linien und reichhaltige Verzierungen. Typisch sind geschnitzte Elemente, gewölbte Flächen und vergoldete Akzente.
Biedermeier
Stilrichtung aus dem frühen 19. Jahrhundert (ca. 1815-1848), die sich durch schlichte Eleganz, funktionale Formen und hochwertige Furnierarbeiten auszeichnet. Häufig verwendet wurden helle Hölzer wie Kirsche, Birke oder Ahorn.
Boulle-Technik
Eine aufwendige Intarsien Technik, benannt nach André-Charles Boulle, bei dem Schildpatt, Messing, Zinn und andere Materialien verwendet werden.
C
Chippendale
Ein eleganter englischer Möbelstil des 18. Jahrhunderts, benannt nach Thomas Chippendale. Kennzeichen sind chinesische und gotische Einflüsse, geschnitzte Kabriole-Beine und durchbrochene Stuhllehnen.
Chinoiserie
Ein europäischer Dekorationsstil, der chinesische Motive und Techniken imitiert. Häufig verwendete Elemente sind Lackarbeiten, Bambusimitationen und asiatische Motive.
D
Drechseln
Eine Holzbearbeitungstechnik, bei der das Werkstück in Rotation versetzt und mit speziellen Werkzeugen bearbeitet wird. Besonders wichtig für gedrechselte Stuhl- und Tischbeine.
Dreiecksgiebel
Ein klassisches Stilelement aus der Antike, das als Bekrönung von Schränken und anderen Möbeln verwendet wird.
E
Empire
Französischer Stil unter Napoleon (ca. 1800-1815), gekennzeichnet durch klassizistische Formen, militärische Symbole und ägyptische Motive. Typisch sind dunkle Hölzer mit Bronzebeschlägen.
Edelholz
Wertvolle, meist importierte Holzarten wie Mahagoni, Ebenholz oder Palisander, die für hochwertige Möbel verwendet werden.
F
Fachwerk
Eine traditionelle Holzbautechnik, die auch in der Möbelgestaltung Einfluss fand, besonders in rustikalen und regionalen Stilrichtungen.
Filigran
Eine feine, detailreiche Gestaltungsweise, oft bei Schnitzereien oder Drechselarbeiten.
Fischgratmuster
Ein geometrisches Muster bei Parkettböden und Furnierarbeiten, bei dem die Holzstücke in einem Winkel von 45° angeordnet sind.
Flachschnitzerei
Schnitzerei mit geringer Tiefe, bei der das Motiv nur leicht aus der Fläche herausgearbeitet wird.
G
Gotik
Kunstepoche des Mittelalters (12.-15. Jahrhundert) mit charakteristischen Spitzbögen, Maßwerk und vertikalen Linien in der Möbelgestaltung.
Gesims
Horizontales, profiliertes Element an Möbeln, oft als oberer Abschluss von Schränken oder als Trennelement zwischen Schrankkörpern.
H
Hochrelief
Tiefe Schnitzerei, bei der Figuren und Ornamente stark aus dem Hintergrund hervortreten.
Holzverbindungen
Verschiedene Techniken zum Zusammenfügen von Holzteilen wie Zinken, Zapfen, Schwalbenschwanz und Schlitz-Zapfen-Verbindungen.
I
Intarsie
Einlegearbeit aus verschiedenfarbigen Hölzern oder anderen Materialien wie Perlmutt, Elfenbein oder Metall, die in eine Holzoberfläche eingelassen werden.
J
Jugendstil
Kunstepoche um 1900, gekennzeichnet durch geschwungene Linien, florale Motive und eine Betonung des Handwerks. Häufige Merkmale sind asymmetrische Formen und stilisierte Naturmotive.
K
Kassettentür
Türkonstruktion mit eingesetzten Füllungen, die von Rahmen umgeben sind.
Kerbschnitt
Eine traditionelle Schnitztechnik, bei der geometrische Muster mit V-förmigen Einschnitten erzeugt werden.
Konsolentisch
Ein Wandtisch, der nur durch die Befestigung an der Wand und eventuelle Stützelemente gehalten wird.
Kabriole-Bein
Ein elegant geschwungenes Möbelbein mit S-förmigem Profil, typisch für Barock und Rokoko.
L
Louis-Quinze (Louis XV)
Französischer Rokokostil (ca. 1730-1760), gekennzeichnet durch Asymmetrie, geschwungene Linien und florale Ornamente.
Louis-Seize (Louis XVI)
Französischer Klassizismus (ca. 1760-1790), gekennzeichnet durch gerade Linien, antike Motive und leichtere Eleganz als im Rokoko.
M
Marketerie
Besonders kunstvoll ausgeführte Intarsienarbeit mit Bildmotiven aus feinen Furnieren.
Malerei auf Holz
Dekorative Technik, bei der Möbeloberflächen bemalt werden, besonders in der Volkskunst und bei Bauernmöbeln.
N
Neoklassizismus
Stilrichtung des späten 18. Jahrhunderts, die auf Formen der Antike zurückgreift. Gekennzeichnet durch klare Linien, symmetrische Anordnungen und klassische Ornamente.
Nussbaum
Eine beliebte Holzart für hochwertige Möbel, besonders im Barock und Biedermeier geschätzt für seine warme Farbe und attraktive Maserung.
O
Ornament
Dekoratives Element zur Verzierung von Möbeln, kann geschnitzt, intarsiert oder aufgelegt sein.
Oberflächen-Finishing
Verschiedene Techniken zur Veredelung von Holzoberflächen wie Politur, Wachsen, Ölen oder Lackieren.
P
Patina
Die natürliche Alterung der Holzoberfläche, die im Laufe der Zeit Charakter und Wert verleiht.
Profilleiste
Leiste mit dekorativem Querschnitt, verwendet für Rahmen, Gesimse und andere Zierelementen.
Q
Quetschmuster
Gepresste Ornamente im Holz, die durch spezielle Werkzeuge erzeugt werden.
R
Rokoko
Kunstepoche des 18. Jahrhunderts, gekennzeichnet durch asymmetrische Formen, leichte und verspielte Ornamentik und häufige Verwendung von Muschelformen (Rocaille).
Renaissance
Kunstepoche des 15. und 16. Jahrhunderts, gekennzeichnet durch Rückbesinnung auf antike Vorbilder, harmonische Proportionen und architektonische Elemente in der Möbelgestaltung.
S
Säule
Architektonisches Element, das in verschiedenen Stilrichtungen als tragendes oder dekoratives Element bei Möbeln eingesetzt wird.
Schnitzerei
Kunstvolle Bearbeitung von Holzoberflächen mit Schnitzmessern und anderen Werkzeugen zur Erzeugung von Reliefs, Figuren oder Ornamenten.
Shaker-Stil
Ein schlichter, funktionaler Möbelstil der religiösen Shaker-Gemeinschaft, gekennzeichnet durch einfache Linien, sorgfältige Handwerkskunst und Verzicht auf Verzierungen.
T
Truhe
Ein historisches Möbelstück zur Aufbewahrung, oft mit reich verzierten Fronten und Deckeln.
Thonet
Nach Michael Thonet benannter Stil des Bugholzmöbels, bei dem Holz durch Dampf gebogen wird. Besonders bekannt für den klassischen Kaffeehausstuhl Nr. 14.
U
Untergestell
Der tragende Teil eines Möbelstücks, z.B. bei Tischen und Stühlen.
V
Vergoldung
Technik zum Aufbringen von Blattgold auf Holzoberflächen, besonders in Barock und Rokoko verbreitet.
Volute
Eine spiralförmige Verzierung, häufig an Möbelbeinen oder Armlehnen zu finden.
W
Wurzelholz
Furniere aus dem Wurzelbereich von Bäumen mit besonders lebhafter und unregelmäßiger Maserung, oft für dekorative Flächen verwendet.
Windsor-Stuhl
Ein traditioneller englischer Stuhl Typ mit gedrechselten Elementen und charakteristischer Rückenlehne aus Rundstäben.
Z
Zahnschnitt
Ein klassisches Ornamentband aus gleichmäßig angeordneten rechteckigen Vorsprüngen.
Zinken
Eine traditionelle Holzverbindung, bei der ineinander greifende Zinken für eine stabile Eckverbindung sorgen.