Lexikon der holzzerstörenden Insekten und Pilze
Inhaltsverzeichnis
- Holzzerstörende Insekten
- Käfer
- Holzwespen
- Termiten
- Ameisen
- Holzzerstörende Pilze
- Braunfäulepilze
- Weißfäulepilze
- Moderfäulepilze
- Bläuepilze
- Erkennungsmerkmale und Diagnose
- Präventionsmaßnahmen
- Bekämpfungsmethoden
Holzzerstörende Insekten
Käfer
Hausbock (Hylotrupes bajulus)
- Beschreibung: 10-20 mm lang, schwarz bis braungrau gefärbt mit weißlichen Flecken.
- Befall: Vorwiegend Nadelholz, besonders Dachstühle und Balken.
- Erkennungsmerkmale: Ovale Ausfluglöcher (5-10 mm), krümeliger Bohrmehl.
- Lebenszyklus: 3-12 Jahre, abhängig von Temperatur und Holzfeuchte.
- Schaden: Larven fressen sich über Jahre durch das Holz und können erhebliche Strukturschäden verursachen.
Gemeiner Nagekäfer/Anobien (Anobium punctatum)
- Beschreibung: 2-5 mm lang, braun bis schwarz.
- Befall: Laub- und Nadelholz, besonders in Möbeln und Fachwerk.
- Erkennungsmerkmale: Runde Ausfluglöcher (1-2 mm), sehr feines puderartiges Bohrmehl.
- Lebenszyklus: 2-3 Jahre.
- Schaden: Feine Fraßgänge im Holz, die bei starkem Befall zur Instabilität führen können.
Splintholzkäfer (Lyctus spp.)
- Beschreibung: 3-7 mm lang, rötlich-braun.
- Befall: Ausschließlich Laubholz mit hohem Stärkegehalt (z.B. Eiche, Esche).
- Erkennungsmerkmale: Sehr kleine runde Ausfluglöcher (1-1,5 mm), mehlartiges Bohrmehl.
- Lebenszyklus: 1-2 Jahre.
- Schaden: Zerstörung des Splintholzes, während Kernholz verschont bleibt.
Parkettkäfer (Lyctoxylon spp.)
- Beschreibung: 3-5 mm lang, braun.
- Befall: Hauptsächlich Parkettböden aus Hartholz.
- Erkennungsmerkmale: Kleine Ausfluglöcher, feines Bohrmehl.
- Lebenszyklus: 1-2 Jahre.
- Schaden: Gänge im Splintholz von Parkettböden.
Holzwespen
Riesenholzwespe (Urocerus gigas)
- Beschreibung: 15-40 mm lang, schwarz-gelb gezeichnet mit langem Legebohrer.
- Befall: Frisch gefälltes oder geschwächtes Nadelholz, selten in verbautem Holz.
- Erkennungsmerkmale: Große runde Ausfluglöcher (5-8 mm).
- Lebenszyklus: 2-3 Jahre.
- Schaden: Tiefe Bohrungen im Holz durch Larven, meist wirtschaftlicher als statischer Schaden.
Termiten
Europäische Erdtermite (Reticulitermes flavipes)
- Beschreibung: 4-8 mm lange Arbeiter, größere Soldaten mit kräftigen Mandibeln.
- Befall: Holz mit Erdkontakt, Fundamente, Terrassendielen.
- Erkennungsmerkmale: Erdgänge an Mauern, kein sichtbares Bohrmehl, da es zum Nestbau verwendet wird.
- Lebenszyklus: Kolonien mit mehreren Jahren Lebensdauer.
- Schaden: Massive Hohlräume im Holz, oft ohne äußere Anzeichen bis zum plötzlichen Versagen.
Ameisen
Rossameise/Holzameise (Camponotus spp.)
- Beschreibung: 6-14 mm große, schwarz-rote Ameisen.
- Befall: Feuchtes oder vorgeschädigtes Holz, oft in Gebäudenähe.
- Erkennungsmerkmale: Holzspäne vor Nestern, saubere Gänge ohne Bohrmehl.
- Lebenszyklus: Mehrjährige Kolonien.
- Schaden: Grabung von Nestkammern, weniger gefährlich als andere Holzschädlinge, oft Indikator für Feuchteschäden.
Holzzerstörende Pilze
Braunfäulepilze
Echter Hausschwamm (Serpula lacrymans)
- Beschreibung: Fruchtkörper orange-braun mit weißem Rand, Myzel mit dicken Strängen.
- Befall: Nadelholz und Laubholz bei mittlerer Feuchte (20-30%).
- Erkennungsmerkmale: Würfelbruchartiges Holz, weiße bis graue Myzelstränge, muffiger Geruch.
- Ausbreitung: Kann Mauerwerk durchdringen und mehrere Meter überbrücken.
- Schaden: Erhebliche Festigkeitsverluste, eines der gefährlichsten Holzschadpilze in Gebäuden.
Kellerschwamm (Coniophora puteana)
- Beschreibung: Dünne, braun-olivgrüne Fruchtkörper mit weißlichem Rand.
- Befall: Vorwiegend feuchtes Nadelholz (30-60% Holzfeuchte).
- Erkennungsmerkmale: Dunkelbraune Verfärbung, Würfelbruch, dünne braune Myzelstränge.
- Ausbreitung: Beschränkt auf feuchte Bereiche, keine Überbrückung.
- Schaden: Schneller Abbau von Zellulose, führt zu strukturellen Schäden.
Brauner Dickhalsrüssler (Cossonus parallelepipedus)
- Beschreibung: Braune bis schwarze Fruchtkörper, flach ausgebreitet.
- Befall: Vorwiegend Nadelholz im Außenbereich mit hoher Feuchtigkeit.
- Erkennungsmerkmale: Würfelbruch, braune Verfärbung.
- Ausbreitung: Langsam, auf sehr feuchte Bereiche beschränkt.
- Schaden: Reduzierte Holzfestigkeit in begrenzten Bereichen.
Weißfäulepilze
Ausgebreiteter Hausporling (Donkioporia expansa)
- Beschreibung: Fleischige, weißliche bis beige Fruchtkörper.
- Befall: Vorwiegend Laubholz, insbesondere Eiche in feuchten Gebäudeteilen.
- Erkennungsmerkmale: Weißliche Verfärbung, faseriger Bruch, Holz bleibt zäh.
- Ausbreitung: Auf feuchte Bereiche begrenzt.
- Schaden: Zerstörung von Lignin und Zellulose, führt zu strukturellen Problemen.
Zaunblättling (Gloeophyllum sepiarium)
- Beschreibung: Braune, lamellenartige Fruchtkörper an der Außenseite von Holz.
- Befall: Nadelholz im Außenbereich (Zäune, Pergolen).
- Erkennungsmerkmale: Bräunliche Färbung, faseriger Bruch.
- Ausbreitung: Langsam, hauptsächlich in durch UV-Strahlung vorgeschädigtem Holz.
- Schaden: Oberflächliche bis tiefe Zerstörung von Außenholz.
Moderfäulepilze
Bläuepilze (Ceratocystis spp., Ophiostoma spp.)
- Beschreibung: Keine sichtbaren Fruchtkörper, nur Verfärbung des Holzes.
- Befall: Splintholz von Nadel- und Laubhölzern bei hoher Feuchtigkeit.
- Erkennungsmerkmale: Blau-graue bis schwärzliche Verfärbung des Holzes.
- Ausbreitung: Oberflächlich, durch Insekten übertragen.
- Schaden: Hauptsächlich optischer Schaden, kaum Festigkeitsverlust.
Grauschimmel (Chaetomium spp.)
- Beschreibung: Graue bis schwärzliche Schimmelrasen.
- Befall: Feuchtes Holz in Kellern und Bädern.
- Erkennungsmerkmale: Graue Flecken, weiche Holzoberfläche.
- Ausbreitung: Oberflächlich, bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit.
- Schaden: Langsame Zersetzung der Holzoberfläche.
Bläuepilze
Bläue (diverse Arten: Aureobasidium, Ceratocystis)
- Beschreibung: Keine deutlichen Fruchtkörper, verursachen bläuliche Verfärbung.
- Befall: Splintholz von Nadelhölzern.
- Erkennungsmerkmale: Blau-graue Verfärbung, keine strukturelle Veränderung.
- Ausbreitung: Über Insekten oder Windverbreitung.
- Schaden: Vorwiegend ästhetischer Natur, kaum Festigkeitsverlust (5-10%).
Erkennungsmerkmale und Diagnose
Insektenbefall
- Ausfluglöcher: Form, Größe und Verteilung sind artspezifisch.
- Bohrmehl: Beschaffenheit (krümelig, pudrig, grobkörnig) gibt Hinweise auf den Schädling.
- Fraßgeräusche: Bei aktiven Larven manchmal hörbar (besonders bei Hausbock).
- Larven: Weiße, C-förmige Larven im Holz.
- Ausgewachsene Insekten: Oft in der Nähe von befallenem Holz zu finden.
Pilzbefall
- Fruchtkörper: Sichtbare Pilzstrukturen an der Holzoberfläche.
- Myzel: Weiße, graue oder farbige Fäden auf oder im Holz.
- Geruch: Modrig-muffiger Geruch deutet auf Pilzbefall hin.
- Holzveränderungen: Verfärbungen, Quell- und Schwindverhalten, Bruchverhalten.
- Holzfeuchte: Erhöhte Werte (>20%) begünstigen Pilzwachstum.
Präventionsmaßnahmen
Bauliche Maßnahmen
- Holzfeuchte: Unter 20% halten, gute Belüftung sicherstellen.
- Konstruktiver Holzschutz: Vermeidung von direktem Bodenkontakt, Überdachung.
- Regelmäßige Inspektion: Besonders in gefährdeten Bereichen wie Dachstühlen, Kellern.
- Wärmeisolierung: Vermeidung von Kondenswasserbildung durch richtige Dämmung.
Chemischer Holzschutz
- Präventive Behandlung: Mit zugelassenen Holzschutzmitteln (Borate, Pyrethroide).
- Imprägnierung: Druckimprägnierung für Hölzer in Risikobereichen.
- Oberflächenbeschichtung: Wetterschutzlasuren, Lacke zum Feuchtigkeitsschutz.
Bekämpfungsmethoden
Gegen Insekten
- Heißluftverfahren: Erwärmung des Holzes auf 55-60°C für mindestens 60 Minuten.
- Kältebehandlung: Bei beweglichen Objekten wie Möbeln.
- Begasung: Mit zugelassenen Bioziden für große Bereiche (nur durch Fachfirmen).
- Injektionsverfahren: Einbringen von Insektiziden in Bohrlöcher und Fraßgänge.
Gegen Pilze
- Entfernen: Vollständiges Entfernen stark befallener Holzteile.
- Trockenlegen: Beseitigung der Feuchtigkeitsquelle.
- Chemische Behandlung: Mit fungiziden Holzschutzmitteln.
- Bautechnische Sanierung: Verbesserung der Belüftung, Abdichtung gegen Feuchtigkeit.
- UV-Bestrahlung: Bei oberflächlichem Befall und kleinen Objekten.